INTO THE WILD
Der etwas andere Azubiausflug.

Am Treffpunkt am Baggersee wurden wir von Florian Heiß, einem Wildnispädagogen und zwei seiner Kollegen, sogenannten Teamern, empfangen. Die Azubis wussten vorab nicht, was sie an diesem Tag im Juli erwartet. Vom Parkplatz aus ging es zu Fuß ca. 20 Minuten in ein Waldstück am Baggersee. Auf dem Weg dorthin erzählten die Teamer zu fast jeder Pflanze am Wegesrand eine kleine Geschichte hinsichtlich ihrer Herkunft oder Heilwirkung. Die Azubis wurden zudem aufgefordert trockenes, leicht brennbares Material aufzusammeln. Da kam einigen Azubis schon eine Idee… Wird es heute um irgendetwas mit Feuer gehen?
Zuerst erklärte Florian Heiß den Teilnehmern die mögliche Vorgehensweise, um mit einem Stück Schnur und einem Messer ein Feuer zu machen. Selbstorganisiert bauten die Azubis in Dreier‑Gruppen ein Bow Drill Set. Dies besteht aus einem Bohrbrett, einem Feuerbohrer, einem Drillbogen. Außerdem wurde noch ein Zundernest benötigt – dafür hatten die Azubis das trockene Pflanzenmaterial gesammelt. Die Teamer standen den Azubis jederzeit zur Seite und so konnten schon nach kurzer Zeit die ersten Azubis Ihren Versuch mit dem Feuerbohrer starten. Schnell merkten die Azubis, dass es nicht so einfach ist, ein Feuer zu entfachen. Der Begriff „Primitives Feuer“ bekam damit eine ganz neue Bedeutung. Da alle der Ehrgeiz gepackt hatte, haben tatsächlich alle auf die Benutzung des Feuerzeuges verzichtet.
Nach den ersten Versuchen gelang es einer Gruppe tatsächlich, einen Funken zu gewinnen und diesen vorsichtig mit Sauerstoff zu nähren. Mit viel Feingefühl und etwas Geduld wurde daraus ein richtiges Feuer. Von da an war es der natürliche Lauf eines Lagerfeuers: mehr Holz – Glut – FLEISCH! Mit vereinten Kräften brannten später mehrere Feuer auf denen entweder Steaks gegrillt, in Pfannen Eier gebraten oder Kaffee gekocht wurde.
Nachdem sich alle gestärkt hatten begann der zweite Teil des Tages, bei dem sich die Azubis mit der eigenen Wahrnehmung beschäftigten. Die Azubis saßen in einem großen Kreis, in der Mitte lagen 15 Dinge aus der Natur, zum Beispiel mehrere Schädel von verschiedenen Tieren, eine Kastanie, eine Kralle von einem Greifvogel. Die Teilnehmer hatten eine Minute Zeit sich die Details der Gegenstände einzuprägen. Danach wurden die Gegenstände mit einem Tuch abgedeckt. Bei den anschließenden Fragen versuchte die Gruppe alle Gegenstände zu benennen und detailliert das Aussehen und die Position auf der Unterlage zu rekonstruieren. Es konnten zwar fast alle Gegenstände korrekt benannt werden, bei den Fragen nach den Details wurde jedoch klar, dass sich die Gruppe die Dinge viel zu oberflächlich angeschaut hatte.
Die Wildnispädagogen zeigten damit, dass wir unsere Wahrnehmung stärker trainieren müssen. Dafür wurde in der nächsten Übung der sogenannte „Weitwinkelblick“ geübt. Im Gegensatz zum fokussierten Blick benötigen wir den Weitwinkelblick immer dann, wenn wir das große Ganze überblicken möchten, aber auch gleichzeitig schnell reagieren müssen – also wie wir heute, beim Autofahren oder wie unsere Vorfahren vor langer Zeit bei der Jagd. Neben dem Blick wurde auch noch das Gehör geschult. Die Azubis durften mit verbundenen Augen einem Geräusch durch den dichten Wald entgegen laufen. Zum Glück gab es keine Unfälle – niemand ist gestürzt oder gar gegen einen Baum gerannt.
Das Feedback zu diesem Ausflug fiel sehr positiv aus. Der Tag wurde als lehrreich, informativ aber auch entspannend wahrgenommen und die Azubis haben sich durch die Gruppenarbeiten besser kennen gelernt. Der Wunsch nach einer weiteren Veranstaltung dieser Art ist Beweis genug.